Die ganze Geschichte – Unsere Chronik

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Um sowohl historisch interessierten Bürgern, als auch künftigen Generationen den Zugang zu Informationen über die geschichtliche Entwicklung unserer Ortsgemeinde zu ermöglichen, entstand im Rahmen der Vorbereitungen zum 750. Geburtstag von Neitersen der Gedanke, eine Dorfchronik zu erstellen. Damit soll ansonsten künftig unwiederbringlich verloren gehendes Wissen erhalten werden.

Die ersten Kapitel der reichhaltig bebilderten Chronik befassen sich mit der Ersterwähnung unter dem Namen "Nithirshusen", der Siedlungsgeschichte der zur heutigen Gemeinde Neitersen gehörenden Dörfer und Höfe, der späteren Entwicklung der Kirchspiele unter der Herrschaft der Grafschaft Sayn bis zum Einzug der preußischen Verwaltung 1815 / 1816. Flurkarten und die Deutung der Flurnamen werden beleuchtet. Es folgt ein Rundgang durch Häuser und Familien im 19. u. 20. Jahrhundert sowie die Beschreibung der Entstehung und Entwicklung des Schulwesens. Weitere Kapitel widmen sich den Kriegsgeschehnissen im 1. und 2. Weltkrieg, der Entwicklung von Land-, Forst- und Hauswirtschaft, dem Bergbau sowie dem Einzug von Eisenbahn und Gewerbebetrieben in den einzelnen Ortsteilen. Schließlich wird noch das umfangreiche Vereinsleben, die Geschichte des Kinos und eine Reihe erzählenswerter Begebenheiten geschildert.

An alle Autoren und Unterstützer, die zum Entstehen dieses sehr lesenswerten Werkes mit vielfältig zusammengetragenen Dokumenten, Bildern und Erzählungen einen Beitrag geleistet haben, von dieser Stelle nochmals herzlichen Dank!

Interessenten, die gerne eine Ausgabe der Chronik in Buchform erwerben möchten,
können diese über Herrn Bürgermeister Horst Klein (Telefon: 02681 / 5347) zum Einzelpreis von 20,-- € beziehen.

Vorwort

Ein Werk, an dem eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürger mehrere Jahre gearbeitet hat. Der 750. Geburtstag eines Ortes ist es allemal Wert einen Rückblick auf die Ent­wicklung einer Gemeinde zu werfen. 

Unsere heutige Ortsgemeinde besteht erst seit gut 40 Jahren. Vorher gab es auf dem Gebiet der heutigen Ortsgemeinde Neitersen drei selbständige Gemeinden; die auch noch verschiedenen Ämtern angehörten. Während Neitersen und Niederölfen zum Amt Weyerbusch gehörten, gehörte Neiterschen zum Amt Flammersfeld. Heute gehört unsere Ortsgemeinde der Verbandsgemeinde Altenkirchen an. 

Die Wied war lange Jahre auch die Kirchspielgrenze. Nur die Gemeinde Neiterschen gehörte zum Kirchspiel Schöneberg. Neitersen und Niederölfen gehörten zur Kirchen­gemeinde Birnbach. Erst Ende des 19. Jahrhunderts kamen alle Orte der heutigen Gemeinde zur Kirchengemeinde Schöneberg. 

Seit der Reformation waren in früheren Zeiten fast alle Einwohner unserer drei Dörfer evangelisch. 

Heute wollen wir eine gute Heimat für alle Konfessionen und auch für die Bürger anderer Religionen sein. 

Interessant sind die Kapitel über das Leben in früheren Jahrhunderten. Die meisten Bewohner waren arm und lebten von einer kleinen Landwirtschaft oder als Tage­löhner. Wechselnde Herren herrschten mit Willkür. Söldnertruppen und Kriegsknechte beutelten die Zivilbevölkerung. Eine gewisse Ordnung und Sicherheit ins Leben der Menschen kam erst nach 1815, als unsere Region nach dem Wiener Kongress zu Preußen kam. Mit der Gründung der Ämter kehrte auch eine zivile Verwaltung ein. 

Alle Kinder gingen zur Schule.

Der technische Fortschritt brachte Neitersen 1884 die Eisenbahn. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich an der Wiedbach Handel, Handwerk und Industrie. Die Orte Niederölfen und Neiterschen waren dagegen weiterhin überwiegend landwirt­schaftlich geprägt. Diese kleinen Unterschiede sind auch in den Beschreibungen des dörflichen Lebens der letzten 100 Jahre bemerkbar. 

Heute ist die Ortsgemeinde Neitersen eine lebendige Gemeinde mit einem regen Vereinsleben. Auch der Entwicklung der heimischen Vereine wird in der Chronik breiter Raum gewidmet. 

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Leseprobe

Die Eisenbahn in Neitersen:

Als im Jahr 1835 die erste Eisenbahn in Deutschland von Nürnberg nach Fürth fuhr, hat im Westerwald und in Neitersen sicher noch niemand an diese Art der Fortbe­wegung gedacht. Aber diese neue Technik verbreitete sich innerhalb weniger Jahr­zehnte mit einem rasanten Tempo in ganz Deutschland. Technischer und wirtschaftlicher Fortschritt in den von der Bahn erschlossenen Gebieten und eine bis dato für große Teile der Bevölkerung ungeahnte Mobilität machten das „Dampfroß“ zu einer Erfolgsstory.  

Bereits 1872 wurde die Rheinische Eisenbahngesellschaft von der preußischen Regie­rung mit der Planung einer Eisenbahnstrecke durch den unteren Westerwald von Bendorf am Rhein nach Altenkirchen beauftragt. 1973 erhielt diese Gesellschaft die Konzession für den Bau der Strecke. Die Realisierung des Projektes zog sich jedoch noch viele Jahre hin. Viele Grund­stückseigentümer waren nicht bereit, ihren Boden zu dem von der Eisenbahn­ge­sellschaft angebotenen Preis abzugeben. Auch in der Gemarkung Neitersen gab es Probleme mit dem Grunderwerb. Dies ist in alten Akten im Landesarchiv in Koblenz nachzulesen. 

Bauernschläue und Skepsis vor dem neuen Verkehrsmittel waren wohl die Haupt­gründe für die langwierigen Verhandlungen. Die Schöneberger haben aus diesen Gründen auch auf den Bau eines Bahnhofes in ihrer Gemarkung verzichtet. 

Um das Scheitern dieses für unsere Region so wichtigen Projekts zu verhindern, haben sich die betroffenen Kreise bereit erklärt, die erforderlichen Mehrkosten zu tragen. 

Auch im Kreis Altenkirchen wurde dies 1874 durch den Kreistag genehmigt. 

1876 wurde mit Vorarbeiten an der Strecke begonnen. 

Im Jahr 1880 wurde die Rheinische Eisenbahngesellschaft verstaatlicht. Zuständig für Bau und Planung der Strecke war nun die preußische Staatsbahn. 

Durch den Verzicht von Schöneberg wurde nun in der Gemarkung Neitersen ein Bahn­hof gebaut. Hierfür musste sogar die Wied auf einem Teilstück verlegt werden.  

Nun gingen auch die Bauarbeiten zügig voran, sodass am 30. Mai 1884 die gesamte Unterwesterwaldbahn mit den Streckenteilen Bendorf Siershahn, Siershahn Montabaur und Siershahn Altenkirchen feierlich eingeweiht werden konnte. 

Neitersen war nun an die große, weite Welt angeschlossen. 

Die Gleisanlagen am Bahnhof bestanden 1884 aus dem Streckengleis und einem Bahnhofsgleis, welches gleichzeitig der am Bahnhofsgebäude angebrachten Güter­abfertigung als Ladegleis diente. Der Mittelbahnsteig wurde erst zwischen 1920 und 1930 errichtet. 

Bereits im Jahr 1884 ließ sich der Landhandel von Wilhelm Walterschen am Bahnhof in Neitersen nieder. Kohlen und Dünger für die Landwirtschaft waren die Haupt­produkte die mit der Bahn angeliefert wurden. Neitersen hatte den einzigen Bahnhof im Amt Weyerbusch. So kamen die Bauern mit ihren Gespannen auch aus dem Mehr­bachtal und dem Raum Weyerbusch an den Bahnhof nach Neitersen.  

Hierdurch war auch bald ein Markt für die Gastronomie geschaffen. Mehrere Gast­wirtschaften wurden in Bahnhofsnähe gebaut. Davon bestand die Gastwirtschaft Latsch bis in die jüngste Zeit. …………

Dieses Foto ist im Besitz von Renate Seifen. Da sich auf der Aufnahme noch kein Wartehäuschen befindet, muss das Foto bereits vor 1900 entstanden sein.
Dieses Bild befindet sich im Archiv von Dr. Eckhard Hundhausen, Sohn von Alwin Hundhausen sen. Alwin Hundhausen schrieb folgenden Text unter dieses Foto: "Reproduktion von einer Aufnahme, die unser Vater Adam Hundhausen 1900 gemacht hat. Das Original befindet sich bei Karl Latsch. Auf dem Foto sind zu sehen: v.l.: Karl Sohnius (Stationsvorsteher), Wilhelm Krämer (Großonkel) genannt 'Wilhelmspatten'. Dreiergruppe auf der Treppe unbekannt. Peter Bierbrauer, Niederölfen und ganz rechts der Großvater Latsch von Karl Latsch jr. (III.)"