Endlich war es soweit. Am 1. August 2018 fuhren wir mit siebzehn technikinteressierten Senioren zum Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt(DLR). Unter der professionellen Führung eines sehr sachkundigen jungen DLR-Mitarbeiters tauchten wir ein in die Zukunftsforschung für Weltraum und Erde und stellten im Laufe des Nachmittags fest, daß nur unweit des Flughafens Köln/Bonn tatsächlich schon der Weltraum anfängt.
Zuerst besuchten wir das ESA-Astronautenzentrum (EAC), wo alle europäischen Raumfahrer für Ihre Arbeit und ihren späteren Aufenthalt im Raumlabor „Columbus“ auf der internationalen Raumstation ISS geschult und vorbereitet werden. An Bord der Raumstation sind sie quasi die verlängerten Arme der Wissenschaftler auf der Erde und bedienen deren Experimente. In der Trainingshalle sind verschiedene Module der ISS in Originalgröße nachgebaut, um die Arbeitsabläufe bei den Weltraumeinsätzen einüben zu können. Ein zehn Meter tiefes Tauchbecken, in das ganze ISS-Module abgesenkt werden dient dazu, die Schwerelosigkeit zu simulieren und den Astronauten mit ihrem ca. 160 kg schweren Druckanzug beim Einsatz von Außenarbeiten an der Raumstation realitätsnahe Übungsbedingungen zu bieten.
Der ganze Stolz des DLR ist aber das medizinische Forschungszentrum „Envihab“. In dem 30 Millionen Euro teuren Bau testen Mediziner u. a. die Auswirkungen von Langzeitraumflügen auf den menschlichen Körper. Hier wird z.B. erforscht, wie sich die Astronauten in Zukunft fit halten können, um dem entstehenden Muskel-und Knochenabbau durch die monatelange Unterforderung des menschlichen Bewegungsapparates in der Schwerelosigkeit entgegenwirken zu können. Solche Erkenntnisse werden natürlich auch im Zivilbereich auf die Verbesserung der Kondition von alten und kranken Menschen bei längerer Bettlägerigkeit positive Auswirkungen haben. Dieses DLR-Institut ist dank seiner einzigartigen, hochtechnologischen medizinischen Forschungseinrichtungen zum weltweit führenden Zentrum für Luft-und Raumfahrtmedizin geworden. Deshalb ist Alexander Gerst der erste europäische Astronaut, der nach dem 6-monatigem Aufenthalt im All gleich nach seiner Landung in Russland nach Köln gebracht wird, um in Reha-Maßnahmen wieder auf das Leben hier auf der Erde vorbereitet zu werden. Bisher war es üblich, die Raumfahrer nach ihrem Einsatz in Moskau oder in Houston zu betreuen.
Die letzte Station der Besichtigung führte uns in das Nutzerzentrum für Weltraumexperimente (MUSC). Hier wurden wir mit unendlich entfernten Galaxien konfrontiert. Man verfolgt z. Zt. die Reise einer japanischen Raumsonde, die im Dezember 2014 gestartet ist und nach unvorstellbaren 3.200 Millionen Kilometern am 6. Juli 2018 die Umlaufbahn des Asteroiden „Ryugu“ erreicht hat. An Bord befindet sich die deutsche Landesonde „Maskot“ mit einer Größe von 30x30x20 cm, die nach aktueller Planung Anfang Oktober 2018 auf dem Asteroiden (Durchmesser nur 900m) landen und Bodenproben aufnehmen soll, um dieses ca. 4,5 Milliarden Jahre alte Material mit der Muttersonde bis Ende 2019 zur Erde zurückzubringen. Mit den Erkenntnissen zum Aufbau und der Zusammensetzung dieser Gesteinsproben wollen die Wissenschaftler weitere Hinweise zur Entstehung und der Entwicklung unserer Erde gewinnen, eine für uns Laien nicht begreifbare Forschungsarbeit.
Nach fast drei Stunden intensiven Erlebens bedankten wir uns für die Gastfreundschaft und die hochinteressanten Einblicke in die Luft-und Raumfahrt. Der Ausflug fand dann einen runden Abschluss mit geselligem Beisammensein in Obernau, um das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen. Alle Teilnehmern war deutlich geworden, daß die enormen jährlichen Kosten des DLR von fast einer Milliarde Euro nicht nur der Luft-und Raumfahrt dienen, sondern auch eine große Vielfalt neuer Anwendungsmöglichkeiten entdecken, die das Leben der Menschen auf der Erde verbessern.
Text und Foto: U.Schmidt