Besichtigung der Michelbacher Mühle

Die Vielfalt an frischen Backwaren stellt hohe Anforderungen an das technische Können und die handwerklichen Fähigkeiten nicht nur an die Bäcker, sondern auch an die Müller in den Mühlenbetrieben, die das Mehl dazu liefern. Davon konnten sich unsere DorfStammtischbrüder am Donnerstag dem 23. Mai 2019 anläßlich der Besichtigung der Michelbacher Mühle überzeugen.
Der Besitzer und Geschäftsführer Eckhard Hassel sowie der Obermüller Heinz Hähr informierten uns in einem fast 2-stündigen Rundgang über die aufwändige Herstellung des Mehles vom Getreidekorn bis zur Abfüllung in Papiersäcken, bevorzugt jedoch heute als lose Ware in Silofahrzeugen zum Bäcker transportiert. Die Michelbacher Mühle wurde im Jahr 1847 erbaut und gelangte im Jahr 1898 in den Besitz der Familie Fritz Hassel, die den ehemaligen Handwerksbetrieb mit Sägemühle und Landwirtschaft im Laufe von nunmehr über 100 Jahren ständig erweiterte und mit der Modernisierung der technischen Ausstattung die Grundlage für das heutige Alleinstellungsmerkmal im Kreis Altenkirchen schuf.
Im 24-Stunden Betrieb werden heute täglich bis zu 100 Tonnen Weizen, Roggen oder Dinkel zu zehn verschiedenen Mehlsorten gemahlen. Die Herkunft des Getreides ist der Westerwald, das Limburger Becken, das Maifeld sowie das Rheinland, wobei auch Weizen aus Thüringen bedingt durch andere Mahl- und Backeigenschaften sehr begehrt ist. Nach einem kompletten Umbau der Mühle im Jahr 1993 und der Modernisierung der riesigen Reinigungs- und Filteranlagen im Jahr 2006 ist es der Familie Hassel durch unternehmerisches Geschick gelungen, das Mühlensterben im 20. Jahrhundert zu überleben und heute die einzige große Mühle im nördlichen Rheinland-Pfalz erfolgreich zu betreiben. Von der modernen technischen Ausstattung im Bereich der Walzenstühle, des Fuhrparks und der EDV, die alle Maschinen und Betriebsabläufe zentral im Schaltraum überwacht, waren wir sehr beeindruckt. Die Sauberkeit über fünf Etagen mit blank geschliffenem und poliertem staubfreiem Fußboden war nicht zu übersehen.
Den eigenen Qualitätsanspruch für feines Mehl erfüllen die insgesamt 10 Mitarbeiter durch eine flexible Produktion sowie durch den persönlichen Kontakt mit zuverlässigen Lieferanten und den großen Bäckereien in unserer näheren Heimat. Das mühleneigene Labor zur Untersuchung der angelieferten Getreidekörner und die Nachverfolgbarkeit des Produktes vom Getreidefeld bis zum Bäcker sind Voraussetzungen für die Zertifizierung der Mühle nach dem Lebensmittelsicherheitssystem und nach der Norm ISO 9001.
Obwohl das Umweltbewußtsein beim Bau der Mühle vor 170 Jahren noch nicht ausgeprägt war, so war die Nutzung der Wasserkraft damals doch entscheidend für den Standort. Heute treibt das Wasser aus dem 900 m langen Mühlengraben eine 100 PS-Durchströmungsturbine und einen 75 kW Generator an, um mit dieser regenerativen Energie bis zu einem Drittel des Strombedarfs des Mühlenbetriebes zu decken. Noch bei der Nachbetrachtung der Besichtigung bei Grillgut und Bier vorm Tennishaus waren wir alle beeindruckt vom fast vollautomatischen Ablauf der Mehlproduktion und von dem blitzsauberen, aber doch geräuschintensiven Mühlenbetrieb.