Besuch der SHELL-Raffinerie

Auch die großen Mineralölfirmen wissen seit langem um die Herausforderungen des Klimawandels aber auch um den Stellenwert, den Energie für eine angemessene Lebensqualität hat. Das wurde uns anläßlich der Besichtigung der Rheinland Raffinerie in Godorf/Köln am Donnerstag dem 27. Juni sehr deutlich erläutert. Es sind aber auch effektive politische Rahmenbedingungen verbunden mit einem Kulturwandel und Umstellungen bei jedem einzelnen von uns notwendig, um eine Welt mit weniger Kohlenstoff zu erreichen.

Sicher kann besonders im Schwerlastverkehr noch Jahrzehnte nicht auf Dieselkraftstoff und im privaten Wohnbereich nicht auf Heizöl verzichtet werden, aber die Tendenz und die Notwendigkeit, auf CO2 freundliche Energieträger umzustellen, ist auch weltweit bei den Ölkonzernen eine Verpflichtung geworden. So wird bei Shell die Erdgasförderung in Zukunft immer ein wichtiges Standbein sein, da Erdgas der am saubersten verbrennende Kohlenwasserstoff ist und nur die Hälfte des CO2 und nur 10% der Luftschadstoffe gegenüber der Kohleverbrennung entstehen. Im Bereich Flüssigerdgas (LNG) gilt es in Zukunft mehr Schiffsantriebe und auch schwere Lkws mit diesen Antriebskonzepten zu betreiben. Ebenso mit der „Gas-to-Liquids-Technologie“ (GTL) ist es möglich, Erdgas in Kraftstoffe umzuwandeln, die nahezu keine Verunreinigungen wie Schwefel, Benzol und Stickstoff enthalten, die in Rohölprodukten immer noch vorkommen. Aber alles ist im Moment noch eine Frage der Wirtschaftlichkeit und des Preises, um freiwillig von den Kunden angenommen zu werden.

Natürlich ist es auch für Shell eine Herausforderung, dem Wunsch nach Elektromobilität und Wasserstoffantrieben im Pkw-Sektor Rechnung zu tragen. Dazu sollen in den nächsten Jahren Hunderte Schnellladepunkte für batterieelektrische und Wasserstofftankstellen für brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge installiert werden. Auch der derzeitige Bau der weltweit größten Wasserstoff-Elektrolyse in Wesseling, mit der in Zukunft 1.300 to Wasserstoff mittels Strom aus erneuerbarer Energie anstatt aus Erdgas erzeugt wird, trägt entscheidend dazu bei, die CO2 -Intensität der Rheinland Raffinerie zu reduzieren.

Leider wurde in dem über einstündigen Vortrag mit fachspezifischen Begriffen und komplexen Erläuterungen, für uns Laien wenig verständlich und ermüdend, wenig über die Funktionsweise und den Produktionsablauf der Raffinerie erzählt. Die Rheinland Raffinerie am Standort Wesseling/Godorf ist die größte von 13 Raffinerien in Deutschland. Die Versorgung mit 17 Mio. Tonnen Rohöl im Jahr erfolgt ausschließlich per Pipeline aus Rotterdam und Wilhelmshaven. Bei der Destillation wird das Rohöl erhitzt und bei Temperaturen von 65° bis 570°C in die verschiedenen Kohlenwasserstoffe zerlegt, die in weiteren Schritten zu Flüssiggas, Benzin, Diesel, Heizöl und Bitumen verarbeitet werden. Diese Produkte verlassen das Werk überwiegend per Schiff, ca. 30% werden mit Tanklastwagen befördert.

Bei der anschließenden Rundfahrt mit dem Bus über das 440 ha große Betriebsgelände, auf dem ca. 3.000 Mitarbeiter beschäftigt werden, konnten wir uns das unvorstellbare Labyrinth von 6.500 km Rohrleitungen und die 50m hohen Destillationstürme aus der Nähe betrachten.

Wie bei den früheren Firmenbesichtigungen war es auch an diesem Tag wieder üblich, die neuen Erkenntnisse und Eindrücke bei knusprigem Grillgut und kühlem Bier am Tennishaus in Neitersen zu diskutieren und den Geburtstagskindern für Freibier und den Fahrern für die Bereitstellung der privaten Pkws zu danken.

(Text u. Foto: U.Schmidt)