Horst Klein wird Bürgermeister in Neitersen nach Fusion mit Obernau

Der letzte Meilenstein ist passiert. Die freiwillige Fusion der beiden Ortsgemeinden Neitersen und Obernau am 1. Januar 2021, ist seit Sonntagabend, dem 4. Oktober 2020, auch kommunalpolitisch gesehen nach der lokalen Wahl auf der sicheren Seite.

Am Ende eines Wahltages (von links): Fred Jüngerich, Horst Klein und Mirko Müller freuen sich auf die Fusion der beiden Ortsgemeinden Neitersen und Obernau. (Foto: hak)

In weniger als drei Monaten „schrumpft“ die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld: Aus 68 Ortsgemeinden werden 67, weil Neitersen und Obernau am 1. Januar 2021 freiwillig fusionieren. Nach vielen bilateralen Gesprächen zwischen hüben und drüben, den Okays beider Gemeinderäte, der Zustimmung zu einer Fusionsvereinbarung und der Verabschiedung des erforderlichen Landesgesetzes zur Verschmelzung, wurden am Sonntag die kommunalpolitischen Weichen bei der Wahl gestellt: Der erste Bürgermeister nach der Vermählung wird Horst Klein (70), einziger Kandidat und seit 21 Jahren amtierender Chef in Neitersen. Er erhielt als vorläufiges amtliches Endergebnis in beiden Stimmbezirken 331 Ja-Stimmen (85,09 Prozent), 58 (14,91 Prozent) votierten gegen ihn. Mirko Müller (44) wird (der erste) Ortsvorsteher im bald neuen Neiterser Ortsteil Obernau, in dem 74 Wähler (85,06 Prozent) für und 13 (14,94 Prozent) gegen ihn stimmten. Wahlberechtigt waren in Neitersen 641, in Obernau 179 Menschen. Die Beteiligung für die Ortsbürgermeisterwahl lag bei 46,96 Prozent (Neitersen) und 49,72 Prozent (Obernau) sowie bei 48,60 Prozent für den Ortsvorsteher. Klein verbuchte in Neitersen 257 Ja-Stimmen (85,67 Prozent) und 43-Nein-Stimmen (14,33 Prozent) bei einer ungültigen Stimme, in Obernau 74 Ja-Stimmen (83,15 Prozent) und 15 Nein-Stimmen (16,85 Prozent). Die Resultate der Mehrheitswahl zum Ortsgemeinderat sollen spätestens am Dienstag (6. Oktober) vorliegen.

Mit dem Resultat sehr zufrieden

In einer ersten Reaktion äußerte sich Klein „sehr zufrieden“ mit dem Resultat. Es sei ein Beweis, dass die Bürger beider Gemeinden die Fusion positiv sehen. Er dankte dem noch amtierenden und am 31. Dezember aus dem Amt ausscheidenden Obernauer Ortsbürgermeister Helmut Müller, der sich für den Zusammenschluss ebenfalls stark gemacht habe. „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört“, zitierte Klein den Übervater der SPD, Willy Brandt. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, Fred Jüngerich, meinte vor Ort in der Wiedhalle, in der die Neiterser Stimmen ausgezählt wurden: „Ich gratuliere Horst Klein und Mirko Müller ganz herzlich für das große, ihnen entgegengebrachte Vertrauen. Ich freue mich, dass Neitersen und Obernau den Schritt der Fusion gegangen sind. Ich wünsche der neuen Ortsgemeinde alles Gute.“

Über drei Jahrzehnte

Die Überlegung, beide Ortsgemeinden zu vereinen, reicht schon über drei Jahrzehnte zurück, scheiterte in erster Linie hauptsächlich an der unterschiedlich gelagerten „Obrigkeit“. Während das finanzstarke Neitersen zur VG Altenkirchen gehörte, war die übergeordnete Verwaltungseinheit für das finanziell nicht unbedingt auf Rosen gebettete Obernau die VG Flammersfeld. Erst die Verschmelzung der beiden VGs am 1. Januar 2020 ebnete so richtig den Weg für die Hochzeit. An der B 256 gelegen, scheinen beide dennoch „meilenweit“ entfernt. Aber ein genauerer Blick verrät: In der Sonnenstraße, die in Obernau von der Bundesstraße abzweigt, stehen Häuser auf der rechten Seite in Fahrtrichtung Giershausen teilweise auf Neiterser Grund und Boden, einige auf der linken auf Obernauer Areal.

Identität soll nicht verloren gehen

Für Klein ist wichtig: „Wir wollen Obernau integrieren, ohne dass Obernau seine Identität verliert.“ In einigen Köpfen ist die neue Großgemeinde mit 1075 Einwohnen (Statistikstand 30. Juni 2020) in sechs Ortsteilen (neben Obernau noch Neitersen, Neiterschen, Fladersbach, Niederölfen und Kohlhardt) schon angekommen. Die Wappen beider Dörfer wurden bereits zum Entwurf eines gemeinsamen zusammengeführt. Doppelte Straßennamen werden geändert, um keine neuen Nummerierungen bewerkstelligen zu müssen. In Obernau wird aus der Rhein- die „Obernauer Straße“, aus der Schulstraße wird „An der Schule“ und aus der Wiedstraße „An der Wied“. In der Rangfolge der einwohnerstärksten Ortsgemeinden in der VG Altenkirchen-Flammersfeld ist Platz sechs hinter Altenkirchen, Horhausen, Weyerbusch, Flammersfeld und Mammelzen (Zahlen vom 30. Juni 2020) sicher.

Nutzung der Hochzeitsprämie offen

Wie die 200.000 Euro Hochzeitsprämie (offizieller Sprachgebrauch: Entschuldungshilfe) genutzt werden, ist nach Kleins Angaben noch offen. Darüber solle der neue Ortsgemeinderat, der sich wahrscheinlich in der ersten Hälfte im Januar 2021 konstituieren wird, entscheiden. Möglich sei ein Anbau an die Wiedhalle, um den beengten Platzverhältnissen für die Lagerung allermöglichen Utensilien entgegenzuwirken, denkbar gleichfalls eine Sanierung der bituminösen Decke in der Waldstraße in Obernau. Darüber hinaus werden bis zu fünf Projekte übergebührlich mit Geld aus Mainz als weiteres Dankeschön gefördert. (hak)

Nachricht vom 04.10.2020 www.ak-kurier.de

Fotos: (hak) u. U.Schmidt