Deutscher Meister Mario Müller lässt Modellflugzeuge gekonnt Kurven drehen

Im Jahr 2010 errang Mario Müller aus Neitersen gleich bei seiner ersten Wettbewerbsteilnahme den Titel des Deutschen Meisters im Modell-Segelkunstflug. Sieger in Randsportarten sind in der Region meist nicht bekannt, deshalb stellt die Regionalinitiative „Wir Westerwälder“ der Landkreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis einige der „Hidden Champions“ vor, denn der Westerwald hat mehr zu bieten als nur Bäume und Wind.
Den berühmten Wind konnte man allerdings deutlich hören bei Müllers Flugschau mit einem großen, 20 Kilogramm schweren Modellflugzeug auf der Neiterser Höhe in der Gemarkung „Auf dem Schaffeld“. Dort befindet sich ein kleines Flugfeld mit Landebahn, kurzgemähter Wiese und Sicherheitszaun, ein Flugplatz in kleineren Abmessungen. Das Gelände mit Vereinsheim gehört der Modellfluggruppe Neitersen, die im Jahr 1975 gegründet wurde und seit 1977 im Vereinsregister als Mitglied im Dachverband „Deutscher Modellfliegerverband“ eingetragen ist.
Zu den Gründungsmitgliedern gehört Gerd Müller, der Vorsitzender war und seinen Sohn Mario mit dem Fliegervirus infizierte. Bereits mit fünf Jahren begann dieser mit der Modellfliegerei. Ein Anfänger-Flugmodell aus Hartschaum ist nicht sehr kostspielig und wartungsintensiv. Bei den größeren Fluggeräten ist die Wartung das A&O, durch ihr großes Gewicht besitzen sie die Durchschlagskraft einer Waffe, daher ist eine Mitgliedschaft im Verein wichtig. Seit rund 20 Jahren bietet ein 2,4 Giga-Netz Frequenzhopping, damit durch ständigen Frequenzwechsel keine Interferenz entsteht.
Die frei verkäuflichen Drohnen machen den Modellfliegern das Leben schwer. Auch deren Piloten unterliegen den Regeln der Luftverkehrsordnung, die nicht immer beachtet werden. Genehmigungsbehörde ist der Landesbetrieb Mobilität. Der Modellflugplatz in Neitersen ist ein zugelassener, genehmigter Flugplatz mit fest zugewiesenem Luftraum.
Das Fliegen erfolgt nach Sichtflugregeln. Die derzeit 55 aktiven und 25 passiven Mitglieder des Vereins, die aus der weiteren Region kommen, nutzen die Saison von April bis September hauptsächlich am Wochenende. Der Platz ist wetterabhängig die ganze Woche hindurch zugänglich, mit festen Zeiten für den Motorflug.
Mario Müller fliegt bereits in seiner 25. Saison, 2016 flog er sogar in den USA. Im vergangenen Jahr hat der junge Mann wieder mit dem Training für Wettbewerbe begonnen und er ist dabei, einen neuen Flieger aufzubauen, mit dem er Ende September an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen will. Rund ein Jahr Gemeinschaftsarbeit und eine Menge Geld stecken in einem großen Flugmodell, das ein verkleinerter Nachbau eines manntragenden Turbinenflugzeugs ist. Ein Elektromotor bringt die Turbine ans Laufen. Mit 5,5 Litern Kerosin kann der Flieger etwa fünf Minuten lang fliegen und eine Spitzengeschwindigkeit von 220 Stundenkilometern erreichen. Die Motor- und Windgeräusche verstärken die eindrucksvollen Loopings, Auf- und Abfiguren und rasanten Kurven, die Müller routiniert mit seinem Steuergerät durchführt. Ganz sanft setzt das Flugzeug danach auf der Wiese auf.
Mario Müller erzählt, dass sich ein Wettbewerb aus einer bekannten Pflicht, einem unbekannten Programm, dessen Reihenfolge und Figuren man schnell auswendig lernen muss und einer Kür mit Musik und Rauchpatronen an den Flügeln zusammensetzt. Die Figuren besitzen unterschiedliche Wertigkeiten wie beim Eiskunstlauf, das Gesamtergebnis der geflogenen Figuren bestimmt die Platzierung.
Landrat Dr. Peter Enders zeigte sich von dem ungewöhnlichen Können seines Mitarbeiters sehr angetan und wünschte ihm viel Erfolg bei der in Kürze in England anstehenden Air-Show sowie bei der nationalen Meisterschaft. Verbandsbürgermeister Fred Jüngerich und Vorständin Sandra Köster staunten auch über den Modellflugplatz und die Aktivitäten des Vereins.
Die Zukunft des Modellsportvereins ist gesichert, denn Mario Müllers fünfjähriger Sohn hat auch schon mit dem Hobby begonnen. Wer sich für den Modellflug begeistert, kann sich auf der Homepage der Modellfluggruppe Neitersen informieren. (htv)
Quelle: AK-Kurier vom 01.06.2022