Wenn das Vereinsleben in die Politik führt

Neitersener Ortsbürgermeister Horst Klein hört nach 25 Jahren auf – Der heute 73-Jährige war 40 Jahre lang im Gemeinderat tätig

Von Annika Stock

Neitersen. Sieben Menschen, die sich jahrzehntelang in der Kommunalpolitik in Neitersen engagiert haben, hören auf. Neben Rudolf Bellersheim (45 Jahre Ratsmitglied), Willi Kuschmann (37 Jahre), Markus Bay (25 Jahre), Annette Höller-Adam (20 Jahre), Heinz Hähr (15 Jahre) und Stefan Oettgen (15 Jahre) gehört auch der langjährige Ortsbürgermeister Horst Klein dazu. Der Altbürgermeister hat 40 Jahre die Geschicke des Ortsgemeinderats mitgestaltet und war insgesamt 25 Jahre als Ortsbürgermeister in Neitersen tätig.

Der 73-jährige Klein ist ein Neitersener Urgewächs. Über seine Motivation, in die Kommunalpolitik zu gehen, sagt er: „Da wächst man rein. Mein erstes öffentliches Engagement war im Sportverein. Ich bin Mitglied des Gründungsvereins der Wiedbachtaler Sportfreunde im Jahr 1971 gewesen. Der Fußball ist immer schon meine große Leidenschaft gewesen, seit 1978 war ich im Vorstand und wurde 1980 das erste Mal als der Vorsitzende gewählt. Wenn man so in den Vereinen aktiv ist, ist der Weg in den Gemeinderat nicht weit.“ 1984 kandidierte Horst Klein für den Ortsgemeinderat Neitersen, im selben Jahr ebenso für den Verbandsgemeinderat Altenkirchen. Von 1989 bis 1999 war er Erster Beigeordneter im Ortsgemeinderat Neitersen und von 1999 bis 2024 Ortsbürgermeister. Zudem war Klein Mitglied des Kreistags von 1989 bis 1992, die Amtsaufgabe erfolgte aufgrund seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der kreiseigenen Westerwaldbahn. „Kurt Beck sagte immer: -nah bei de Leut- und das ist schon wichtig. Wir haben als Ortsgemeinde die Vereine immer unterstützt, das macht ja dörfliches Leben auch aus“, sagt Klein.

Klein ist Sozialdemokrat durch und durch. 2022 erhielt er die Freiherr-vom-Stein-Plakette für sein politisches Engagement. 2024 wurde er von der SPD mit der Willy-Brand-Medaille ausgezeichnet. Er ist Vorsitzender des AWO-Betreuungsvereins Altenkirchen. „Bei uns wurden in der Politik die großen, wichtigen Entscheidungen alle immer einstimmig gefasst. Die gesellschaftliche Entwicklung hat sich verändert. Das Anspruchsdenken ist größer geworden, auch bei Kleinigkeiten wird man angerufen, so nach dem Motto: Da läuft ein Huhn auf der Straße, da musst du dich drum kümmern! Das war früher nicht so“, berichtet Klein auf die Frage, ob sich das politische Klima geändert habe.

Zu den wichtigen Vorhaben in seiner Zeit als Bürgermeister zählen die Entwicklung des Neubaugebiets in Neitersen-Niederölfen „Auf dem Jägermorgen“, der Ausbau der Schulstraße (ehemalige K13), der Bau von zwei neuen Brücken (Wied und Ölferbach), der Neubau des Kunstrasensportplatzes sowie der Bau eines neuen Spielplatzes in der Gartenstraße. Auch die 750-Jahr-Feier des Ortes ist Klein sehr wichtig, dort wurden im Jahr 2012 über das ganze Jahr hinweg verschiedene Veranstaltungen angeboten und ein großes Fest als Finale gefeiert. Dazu kommt die Fusion mit der Ortsgemeinde Obernau am 1. Januar 2021. „Wir haben vor vier Jahren diese freiwillige Fusion gemacht aufgrund der Kleinteiligkeit der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, die dadurch nun noch 67 Ortsgemeinden statt 68 hat. Wir hatten gehofft, dass das eine Initialzündung für andere wird, diesem Schritt nachzueifern“, erinnert sich der Altbürgermeister zurück. Ein Katalysator dafür war es leider nicht. „Die Fusion ist auch auf die Harmonie zwischen dem Ortsbürgermeister Helmut Müller und mir zurückzuführen“, so Klein. „Wir sind stolz, dass wir das hingekriegt haben.“ Die Obernauer haben einen Ortsvorsteher bekommen, der sich um die kleinen Sachen im Dorf kümmert. „Das klappt prima, der ist sehr engagiert“, freut sich Klein.

Auch die Anerkennung als Schwerpunktgemeinde zählt Klein zu den wichtigsten Punkten seiner Amtszeit. Im Ort wird die Gemeinschaft gelebt, egal, ob bei der jährlichen Müllsammelaktion oder beim Aufstellen des großen Weihnachtsbaums zum Freitag vor dem ersten Advent. „Das hat sich zu einem richtigen Dorfevent entwickelt.“ Er hebt die relativ gute Vereinsstruktur im Ort hervor (Sportverein, Chöre, Dorfgemeinschaft Niederölfen, Feuerwehr, Modellflieger). Auch die Durchführung einer Dorfmoderation durch die Kinder und Jugendinitiative KiJuNei wird immer sehr gut angenommen. Ein Highlight ist das Kino Wied-Scala im Ort – das einzige Programmkino im Kreis Altenkirchen. „Wir haben vor ein paar Wochen einen Förderverein fürs Kino gegründet, es hat mich sehr gefreut, dass 33 Personen aus dem Dorf sich am Verein beteiligen wollen“, so Klein. Er freut sich, mehr Zeit für sein Wirken in Vereinen zu haben und Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Frank Bettgenhäuser tritt seine Nachfolge als Bürgermeister an.

Von Annika Stock, Foto Annika Stock

Wenn das Vereinsleben in die Politik führt (Rhein-Zeitung, Ausgabe H, vom 12.09.2024, Seite 16)

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