Samuel Tomasiello ist neuer Pächter des Programmkinos Wied-Scala

Die Wied-Scala in Neitersen, das einzige Kino im Kreis Altenkirchen, hat einen neuen Pächter: Samuel Tomasiello, bislang Leiter des Lichtspielhauses, übernahm von den viele Jahre als Betreiber fungierenden Wilma und Uli Hüsch sowie Karin Leicher zum 1. Januar die alleinige „Schlüsselgewalt“.
„Wachwechsel“ in der Wied-Scala in Neitersen: Das einzige Kino im AK-Land wird fortan von Samuel Tomasiello als Pächter und Betreiber geführt. Der 36-Jährige kennt das schmucke Lichtspielhaus wie aus dem Effeff. Er gehört seit 2009 zur „Scala-Familie“, fungierte seit 2014 bereits als Theaterleiter und löste zu Jahresbeginn die bisherigen Pächter und Betreiber Wilma und Uli Hüsch sowie Karin Leicher ab, die ihrerseits wiederum das Cinexx in Hachenburg und zu „zwei Dritteln“ (ohne Karin Leicher) das Cine 5 in Asbach verantworten. Besitzer der Wied-Scala ist Familie Schmidt, die in unmittelbarer Nähe zum Kino wohnt wie auch Tomasiello praktisch ein Nachbar der Wied-Scala ist. „Wir machen deutlich, dass es hier weitergeht, obwohl wir unser Gewerbe zum 31. Dezember des zurückliegenden Jahres abgemeldet haben“, sagte Uli Hüsch bei einem Vor-Ort-Termin am Montagnachmittag (22. Januar), „wir wollten die Wied-Scala in jüngere Hände weitergeben und zwar an jemanden, der aus der Region stammt und den die Leute ein bisschen kennen.“ Karin Leicher ergänzte: „Wir haben die Wied-Scala 35 Jahre lang auch von Hachenburg aus unterstützt, denn sie braucht ganz viel Unterstützung. Sie ist ein Premium-Kino für ganz besondere Filme, ein „Delikatessenladen“. Die Übergabe sei vor dem Hintergrund erfolgt, dass, so Leicher, „wir drei schon über 60 sind und alle drei auf den Ruhestand zugehen“. Zur „zweiten“ Eröffnung am 1. April 1988 war der Konzertfilm „Stop Making Sence“ der US-amerikanischen Rockband „Talking Heads“ aus dem Jahr 1983 gezeigt worden, der nunmehr als restaurierte Version wieder auf dem Markt ist.
Hochwertiges Filmangebot bleibt
Am Zuschnitt der Wied-Scala wird Tomasiello nichts ändern: „Sie wird ein Programmkino mit einem hochwertigen Filmangebot bleiben, und der Mainstream bleibt eine Randerscheinung. Mir ist wichtig, dass die Wied-Scala nicht nur als Kino, sondern auch als ein Ort des gemeinsamen Erlebens der Kultur gesehen wird – ein Ort für Konzerte, Theater, Poetry Slam und vieles mehr.“ Jeder, der etwas auf die Bühne bringen möchte, sei eingeladen mitzumachen. So spricht Tomasiello gleichfalls diejenigen an, die die Wied-Scala als Location für Hochzeits- oder Geburtstagsfeiern buchen möchten und garantiert einen Service „aus einer Hand“ in einem dann mit Tischen und Stühlen ausstaffierten Saal. Gespielt wird aktuell zwischen Mittwoch und Sonntag, wobei am Wochenende jeweils zwei bis drei Streifen pro Tag angeboten werden – natürlich auch für Kinder. Tomasiello wird weiterhin in unregelmäßigen Abständen das Format der Oper per Live-Übertragung auf die Leinwand bringen wie beispielsweise am Mittwoch, 7. Februar, 20.15 Uhr, aus dem Londoner Royal Opera House mit „Manon“, einem Werk von Jules Massenet. Und viele Fußballfans können sich freuen: Während der EM im eigenen Land (14. Juni bis 14. Juli) werden die Spiele der deutschen Nationalmannschaft beim Public Viewing zu sehen sein.
Teilrenovierung während Corona-Schließung
Die längere Zwangspause während der Corona-Pandemie hatte das ehemalige Betreiber-Trio zu einer Teilrenovierung genutzt. Eine neue Decke mit Wärmedämmung wurde eingezogen, die Soundanlage aufs Dolby-Surround-Level 7.1 hochgestuft. Darüber hinaus wurde die alte Klappbestuhlung von bequemem Kinosesseln abgelöst, so dass sich die Sitzplatzzahl von 110 auf 72 (davon 12 auf der Empore) verringerte. Die Sitzmöbel sind breiter, bieten mehr Beinfreiheit und verfügen über kleine Tische. So kamen Mitte des Jahres 2021 rund 180.000 Euro zusammen, die auch mit Zuschüssen aus verschiedenen Töpfen finanziert wurden. Inzwischen, so berichtete Tomasiello, hätten die Besucherzahlen wieder die Werte von vor der verordneten Schließung erreicht.
Wied-Scala 1956 eröffnet
Die Homepage der Wied-Scala gibt einen Einblick in die bald 70-jährige Geschichte des Lichtspielhauses, in dem zuvor eine Werkzeugschmiede untergebracht war: „Die Wied-Scala wurde 1956 als Filmtheater eröffnet. 30 Jahre wurde die Scala erfolgreich von Familie Hassel geführt. Der Kinobetrieb wurde dann 1985 stillgelegt, nachdem die Konkurrenz der umliegenden Kleincenter zu groß wurde. Nach kurzer Pause wurde die Wied-Scala dann 1988 als Programmkino mit Café von Uli Hüsch, Karin Leicher und Jörg Deimling wiedereröffnet und begeistert seitdem mit herausragenden Filmen, legendären Partys, außergewöhnlichen Kulturveranstaltungen und natürlich einem speziellen Kinder- und Kurzfilmprogramm. Seit 2006 wird das Kino von Uli und Wilma Hüsch sowie Karin Leicher geführt. Seit 1989 wird die Wied-Scala jährlich mit Auszeichnungen vom Bundesministerium für Kunst und Medien (BKM) und vom Land Rheinland-Pfalz für herausragende Jahresfilmprogramme bedacht. Die Wied-Scala ist Mitglied des Hauptverbandes deutscher Filmtheater und der AG Kino/Gilde deutschen Filmkunsttheater. Die konstante Arbeit an festen Reihen wie Dokumentarfilme, themenbezogene Reihen usw. machen das Programm abwechslungsreich. Die Wied-Scala bietet aber auch Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen wie zum Beispiel den Landfrauen Altenkirchen, der Kleinkunstbühne Westerwald oder auch der Kreisärzteschaft. Außerdem wird zu Zeiten von Fußball-WM und EM Public Viewing in besonderer Atmosphäre angeboten. Als spezielle Angebote gibt es die Möglichkeiten, im Saal des Programmkinos zu frühstücken, ein besonderes Fingerfood zu genießen, köstliche Weine zu probieren oder von einem leckeren Buffet zu schlemmen und sich anschließend von einem dazu auserwählten Film mitreißen zu lassen. Des Weiteren bieten Sondervorstellungen Lehrern die Möglichkeit, Schülern besondere Themen im Kino durch Filme näher zu bringen, wie z.B. während der Schulkinowoche, aber auch im normalen Kinoprogramm oder als Sonderanfrage unter der Woche. Die Unterstützung für die Kinoperle auf dem Land ist willkommen und erforderlich. Mit Unterstützung der Prämien von BKM und dem Kinoprogrammpreis des Landes Rheinland-Pfalz, mit viel Eigeninitiative und neuen Ideen ist es gelungen, die Kinotüren offen zu halten. Der Wille, die Freude am Programmkino und der Zuspruch des Publikums sind da.“
Quelle: AK-Kurier vom 22.01.2024, Text: vh, Fotos: vh (1) u. U.Schmidt (1)