Untertageführung im Besucherbergwerk Grube Bindweide

Am Donnerstag dem 27. September 2018 war es soweit, wir fuhren mit vierzehn Senioren nach Steinebach, um pünktlich um 14.00 Uhr in den Berg einzufahren. Über 200 Jahre wurde in der Grube Bindweide Eisenerz gefördert, bis 1932 der Betrieb eingestellt wurde. Seit 1986 gehört die Grube zu den wenigen noch befahrbaren Schaubergwerken in Deutschland und ist seit 2015 der einzige zertifizierte Heilstollen in Rheinland-Pfalz. Die konstante Temperatur von 10°C, die hohe Luftfeuchtigkeit und die besonders reine Luft ohne Staub und Pollen sind hervorragende Bedingungen zur Linderung und Heilung von asthmatischen Krankheiten.
Ein sehr kompetenter und freundlicher Guide erklärte sehr anschaulich alles Wissenswerte über die geologische Entstehung des Eisenerzes und die harte Arbeit der Bergleute untertage. Zünftig mit Schutzhelm und Wetterjacke eingekleidet erreichten wir mit der geräuschvollen Grubenbahn die früheren Abbaustätten in ca. 1.000 m Tiefe im Berg. Wir erlebten den ohrenbetäubenden Lärm der noch betriebsbereiten Druckluftbohrer, mit dem die Löcher für die Sprengungen in den Fels getrieben wurden. Durch den feinen Quarzitstaub erkrankten viele Hauer an Staublunge und die Kinder der Bergleute bewegten die vollgeladenen Loren (Hunte) auf Holzbohlen per Hand und trugen damit viele Jahrzehnte zum Familieneinkommen bei. Erst 1872 nach der Übernahme durch die Krupp AG, wurde die maschinelle Tiefbauförderung eingeführt, Schienen verlegt und die Erzzüge von Pferden gezogen. Die Tiere wurden sehr mühsam in einem engen Förderkorb bis zur tiefsten 450m Sohle gebracht und blieben dort ein Leben lang untertage, bis sie arbeitsunfähig waren. Keine Strecke der Grube Bindweide war jemals für die Lokförderung eingerichtet. Es waren ca. 600-800 Bergleute beschäftigt, die Anfang des 20. Jahrhunderts für eine 10-12 stündige Schicht mit ca. 4 Mark entlohnt wurden. Massive Wasserzuflüsse stellten die Bergleute immer wieder vor große Probleme, denn um eine Tonne Erz zu fördern, mußten bis zu 76 to Wasser gefördert werden. Diese hohen Kosten für die Wasserführung führten in der Wirtschaftskrise in Deutschland schließlich zu Schließung der Grube im Jahr 1932. Insgesamt wurden über 5 Mio. to Eisenerz gefördert, in Spitzenzeiten 10.000 to im Monat. Im 2. Weltkrieg diente der Stollen den umliegenden Bewohnern als Schutz vor Luftangriffen.
Obwohl die Führung üblicherweise 90 Minuten dauert, lauschten wir fast zweieinhalb Stunden den sehr ausführlichen und beeindruckenden Erklärungen des Führers, der früher als Vermessungsingenieur selbst im Bergbau untertage tätig war. Dann stand die Grubenbahn wieder zu Ausfahrt bereit und nach wenigen Minuten Fahrtzeit erreichten wir wieder das Tageslicht, wo zwei Senioren auf uns warteten, denen es untertage zu eng geworden wäre.
Nur unweit entfernt besuchten wir noch das Westerwald-Museum, eine Oldtimer-Fundgrube nicht nur für Freunde von betagten Zweirädern. Es sind liebevoll zusammengetragene Schätze und Erinnerungsstücke des früheren Lebens im Westerwald, von Kaffeemühlen über Schulranzen, Ölkännchen, Polizeiausrüstungen, Radiogeräten und Bügeleisen bis zu Werkstattutensilien zu bestaunen. Neben der Präsentation von Motorrädern aus fast jeder Ära des 20. Jahrhunderts hat uns besonders die Restauration und Reparatur dieser alten Fahrzeuge beeindruckt, die dann teilweise weltweit neue Besitzer finden.
Nach diesen umfangreichen Eindrücken waren wir anschließend wieder gerne zu Gast im Tennishaus in Neitersen und ließen das Erlebte Revue passieren. Ein lieber Senior spendete ein kühles 5-Liter Fässchen anläßlich seines 75. Geburtstages und Grillmeister Manfred versorgte uns wie gewohnt mit köstlichem Grillgut. Gerne nahmen wir die Einladung der Tennisfreunde an, das Tennishaus in Zukunft als unser „Stammlokal“ zu betrachten. Der DorfStammtisch trifft sich also das nächste Mal wieder in geselliger Runde im Tennishaus, um sicher auch weitere Aktivitäten zu planen. Neue Teilnehmer sind jederzeit herzlich willkommen.

Text und Fotos: U.Schmidt