Nach dem informativen Besuch bei der Firma Stanztechnik Schulte in Altenkirchen waren wir Senioren am 21. März 2019 bei einem seiner Lieferanten zu Gast, nämlich bei der Firma ThyssenKrupp Rasselstein in Andernach, dem weltweit größten Hersteller für Weißblech, so wird Verpackungsblech genannt.
Die mitgereisten 18 Senioren wurden um 13.30 Uhr von Herrn Pio in Empfang genommen, begrüßt und im Besucherraum mit kühlen Getränken und Kaffee versorgt. Herr Pio, ein ehemaliger langjähriger Mitarbeiter von ThyssenKrupp und jetziger Betriebsrentner, erklärte in seinem Einführungsvortrag sehr anschaulich und interessant seinen eigenen Werdegang im Unternehmen und die Geschichte des Walzwerkes Rasselstein von der Gründung im Jahr 1760 bis zum heutigen Tag. In seinem 90-minütigen Vortrag lernten wir anhand von Schaubildern und powerpoint den betrieblichen Ablauf und die Bearbeitungsschritte vom 3mm dicken Warmband als Vormaterial bis zum Endprodukt als Premium-Verpackungsstahlband kennen. ThyssenKrupp beliefert 400 Kunden in 80 Ländern bei einer Exportquote von 75% insbesondere mit verzinntem oder spezialverchromtem Feinstblech in Dicken von 0.1 bis 0,499 mm, mit und ohne Lack oder Kunststofffolienbeschichtung, aufgewickelt auf Rollen, sogenannten Coils, in Breiten von 200-1.400 mm. Die 2.400 Mitarbeiter arbeiten in der Produktion im 3-schicht Betrieb, auch Samstags, Sonntags und an allen Feiertagen im ganzen Jahr ohne Stillstand und stellen jährlich mit 1,5 Millionen Tonnen 10% des weltweiten Bedarfs an Weißblech her, das zu 90% für die Verpackung von Nahrungsmitteln, Getränken sowie Aerosolen, Farben und Lacken in Form von Dosen Verwendung findet. Im Gegensatz zu Verpackungen aus Kunststoff gibt es einen geschlossenen Materialkreislauf, denn nach dem Ende der Lebensdauer der Dosen kann der Stahl aus dem sie hergestellt wurden, zu 100% recycelt und für die Herstellung neuer Produkte verwendet werden. Nach den umfassenden Erläuterungen zum Fertigungsprozeß konnten wir in einem fast 2-stündigen Rundgang bei laufender Produktion äußerst spannende Einblicke in die Herstellung von Verpackungsstahl gewinnen, der nach jedem Bearbeitungsschritt immer wieder zu Coils mit einem Stückgewicht von 20 to aufgewickelt und mit überdimensionalen riesigen Staplern automatisch und mannlos weitertransportiert wird. Nach dem Beizen des angelieferten 3 mm dicken Warmbandes erfolgt das Kaltwalzen in Andernach in einer 6-gerüstigen riesigen Walzstraße, wobei das Blech im kalten Zustand in jeder Walze mit 1000 to Druck immer weiter bis auf die Enddicke von 0,1 mm reduziert und mit einer Geschwindigkeit von 145 km/h ausläuft und aufgewickelt wird. Großes Staunen machte sich bei den Senioren breit, als sie vor der sich anschließenden Glühdurchlaufanlage standen, die mit 25 Metern so groß wie ein kleines Hochhaus ist. Damit wurde auch deutlich, warum die eigene Betriebsfeuerwehr einen beeindruckenden Löschzug und eine Drehleiter mit 44m Arbeitshöhe für Notfälle vorhält.
Während das gesamte Vormaterial täglich mit zwei Güterzügen aus dem Ruhrgebiet angeliefert wird, erfolgt der Versand der Endprodukte ausschließlich per Lkw-Transport, meist aber im Container nur bis zum Andernacher Hafen, um auf dem Wasserweg den weltweiten Kunden zu erreichen. Während des Betriebsrundganges gab es auch ein Wiedersehen mit Cornel Hirt, dem früheren langjährigen Trainer der Neiterser Fußballer, der als Chef der Instandhaltung für einen störungsfreien Fertigungsablauf bei Rasselstein zu sorgen hat.
Nach diesen beeindruckenden Bildern eines Global-Players der deutschen Stahlindustrie ging es auf die Heimreise zum Vereinslokal „Auf der Emma“, wo uns die Wirtin Silke mit einem leckeren Schnitzelessen verwöhnte. Ein frischgebackener Uropa und ein runder Geburtstag waren ein willkommener Anlaß für Freibier und gute Stimmung. In den anschließenden Gesprächen wurde auch zum Ausdruck gebracht, daß einem solche erlebnisreichen Besichtigungen von Industriebetrieben als Privatperson ohne eine Gruppe wie unserem Stammtisch nicht geboten werden.